Wenn ich meine Fahrschüler im theoretischen Unterricht frage, was für sie denn gute Fahrende auszeichnet, dann fliegen mir zu allermeist die Eigenschaften um die Ohren, die in den Prüfungsfragen eingefordert werden.
Halten Sie kurz inne und überlegen selbst einmal, was Sie selbst als gutes Autofahren bezeichnen würden. Was ist das erste Bild, das ihnen durch den Kopf geht?
Ich habe bis heute ein paar Wochen einfach keine Lust gehabt, einen weiteren Beitrag zu bloggen, es war kein Thema greifbar, dass mir wirklich wichtig erschien. Bis gestern.
Ich fahre auf eine rote Ampel zu und gehe einige Dutzend Meter vorm Anhalten vom Gas. Das mache ich immer so und schule es auch. Das Fahrzeug hinter mir schert nach links aus, zieht unmittelbar vor mir wieder nach rechts und bremst dann relativ scharf zum Stand ab. Die Ampel springt auf Rot-Gelb, ich komme an das Vorderfahrzeug herangerollt und muss anhalten, weil sich vor mir nichts bewegt. ÄRGER.
Nachdem sich der mittelalte Fahrer vor mir endlich durchgerungen hat, wieder am fließenden Verkehr teilzunehmen, beschleunigt er stark an, um an der folgenden Ampel wieder zum Stand abzubremsen. Offenbar ist ihm die Eigenschaft, die jeder Fahrschüler nach wenigen Lektionen als wichtig zum guten Fahren benennt, unbekannt: VORAUSSCHAUEND.
Nun war dies gestern nicht die letzte Begegnung mit diesem Fahrertyp. Viele Male noch lief die Situation stereotyp ab: Das ausrollende Fahrzeug wird ohne Zeitgewinn überholt und an der kommenden Ampel unnötig zum Anhalten gezwungen.
Ich habe keine Lust, jetzt etwas zu erklären, das eigentlich Kraftfahrer nicht nur wissen sondern auch verinnerlicht haben sollten: Die Schubabschaltung (Link nach Wikipedia). Offenbar ist heutzutage ja vielen Menschen der Kraftstoffverbrauch ihres Fahrzeugs egal – sonst würden nicht so viele 75kg-Fleischklopse in 2000kg SUV sitzen und zum Aldi fahren, um dort 2l Milch zu kaufen, die im Laden um die Ecke 20 Cent mehr kosten würde. Diese Menschen müssen auch (ihre) Kinder hassen, sonst würden sie versuchen, so wenig Atemgift wie möglich in die Umwelt zu blasen (siehe dazu kurz Wikipedia). Und ganz sicher ist ihnen soziales Verhalten, wie zum Beispiel die Vermeidung der Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer, egal. Ich nehme mir somit also heraus, dieses Verhalten als assozial zu bezeichnen. Wer so unachtsam oder ahnungslos handelt, ist trotzdem ein Assozialer, sagt der Duden.
Die Straßenverkehrsordnung nennt es ordnungswidrig. Es ist ein Verstoß gegen §1:
§ 1
Grundregeln
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Hier fehlt der gefällt mir Button. Das gleiche Spielchen und das teilweise mit viel mehr Aggressivität trifft man als Radfahrer an.